Lohnt es sich mehr des eigenen PV-Stroms zu verbrauchen?
In diesem Artikel beantworten wir die Frage, was der Photovoltaik-Eigenverbrauch genau ist, ob es sich lohnt, mehr des eigenen PV-Stroms selber zu verbrauchen und wenn ja, zeige ich Ihnen, wie Sie mehr Ihres selbst erzeugten Solarstroms nutzen können. Außerdem sehen wir uns im Vorfeld an, warum es sinnvoll sein kann, den Eigenverbrauch des Photovoltaikstroms zu steigern. Interessiert daran, Geld zu sparen, die Umwelt zu schützen und vom öffentlichen Stromnetz unabhängig zu sein?
- Was ist Photovoltaik-Eigenverbrauch und wie funktioniert das?
- Warum kann es sinnvoll sein den Eigenverbrauch des Photovoltaikstroms zu steigern?
- 5 Wege, um den Eigenverbrauch Ihrer Photovoltaikanlage zu erhöhen
Inhaltsverzeichnis
Autor: Dipl.-Ing. Rudolf Raymann
100% Eigentümer der raymann kraft der sonne photovoltaikanlagen gmbh. Absolvent der Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität Wien. Erfahrung im Bereich der Erneuerbaren Energien seit 1999. Jahrelange Erfahrung in der Dachbranche. Erster geprüfter Photovoltaiktechniker und Planer in Österreich 2006. Energieberater. Prüfer und Vortragender an der Donauuniversität. Vortragender an der Technischen Universität Wien und an der Wirtschaftsuniversität Wien, etc.
Was ist Photovoltaik-Eigenverbrauch und wie funktioniert das?
Der von der PV-Anlage bzw. den Photovoltaik-Modulen erzeugte Solarstrom wird zunächst in Form von Gleichstrom zum Wechselrichter geleitet, dort in Wechselstrom umgewandelt und danach ins Hausnetz eingespeist, wo er für die Versorgung aller elektrischen Geräte und Anlagen zur Verfügung steht. Wird der Solarstrom für den Betrieb von Elektrogeräten, Wärmepumpen und anderer elektrischer Geräte innerhalb des Hauses genutzt, wird dies Eigenverbrauch genannt.
Steht mehr Solarstrom zur Verfügung, als verbraucht wird, wird der Überschuss gegen eine Einspeisevergütung seitens des Energieversorgers in das öffentliche Netz eingespeist.
Warum kann es sinnvoll sein den Eigenverbrauch des Photovoltaikstroms zu steigern?
Seien wir ehrlich. Strom wird immer teurer, die Umwelt leidet unter den herkömmlichen Methoden der Stromerzeugung und wenn es einen großflächigen Stromausfall gibt, sitzen Sie im Dunkeln.
Mit einer Photovoltaikanlage werden Sie als Hausbesitzer zu Ihrem eigenen Stromproduzenten. Sie erzeugen mit Ihrem eigenen „Kraftwerk“ günstigen, umweltverträglichen Strom, mit dem Sie auch bei einem Blackout nicht im Dunkeln sitzen.
Aber, das ist noch nicht alles.
Als Betreiber einer PV-Anlage können Sie entscheiden, wie viel des selbst produzierten Stroms Sie für den Eigenbedarf verbrauchen und wie viel des überschüssigen Stroms Sie ins Stromnetz leiten und sich vom Energieversorger durch eine Einspeisevergütung abgelten lassen. Steigern Sie den Eigenverbrauch, müssen Sie weniger teuren Strom aus dem Netz vom Stromanbieter beziehen und sparen so bei den Stromkosten.
Sehen wir uns diesen Punkt und die weiteren Vorteile genauer an.
Stromkostenersparnis durch gesteigerten Eigenverbrauch
Eines sei gleich vorausgeschickt. Der Eigenverbrauch des selbst produzierten Solarstroms lohnt sich, wenn die Produktionskosten unter den regulären Strompreisen der regionalen Stromanbieter liegen. Deshalb sollten Sie die Preisentwicklung im Auge behalten und mit Ihren Produktionskosten abgleichen, bevor Sie sich entscheiden, den Eigenverbrauch zu steigern.
Sehen wir uns die durchschnittlichen Stromkosten an, dann erkennen wir, dass die Kilowattstunde (kWh) Strom österreichweit je nach Bundesland und Netzgebiet rund 26 bis 44 Cent (Stand 02.2024, Quelle: e-control.at). Selbst produzierter Strom aus einer Photovoltaik-Anlage mit Speicher kommt auf etwa 5 bis 20 Cent/kWh. Sie sparen also mit jeder selbst verbrauchten kWh zwischen 6-39 Cent/kWh. Sie sparen also mit jeder selbst verbrauchten kWh zwischen 9 und 18 Cent. Die Steigerung des Eigenverbrauchs lohnt sich daher.
Vorsicht: Einige Stromanbieter, bieten eine Einspeisevergütung in der Höhe 1:1 zum Verbrauchertarif. Sie erhalten also für den eingespeisten Strom gleich viel Geld, wie Sie beim Bezug aus dem Netz bezahlen müssen. Hierbei sind die Netzkosten aber nicht berücksichtigt. Daher ist eine Steigerung des Eigenverbrauchs auch in diesen Fällen von Vorteil.
Sehen wir uns daher als Nächstes an, wie Sie mit PV-Anlagen die Umwelt schützen und durch die Steigerung des Eigenverbrauchs aktiv helfen, die globale Erderwärmung zu reduzieren.
Umweltschutz und Klimaschutz durch Steigerung des Eigenverbrauchs
Solarstrom gehört zu den sogenannten erneuerbaren oder klimaneutralen Energien. Es ist zu 100 % umweltverträglich erzeugter Strom. Der Strom aus dem Netz hingegen ist zwar teilweise, aber nicht zur Gänze regenerativ. Eine beträchtliche Menge des Stroms wird mittels Verbrennung von fossilen Rohstoffen oder Kernenergie erzeugt.
Die Verbrennung fossiler Rohstoffe setzt große Mengen an CO2 und andere für die Umwelt schädliche Schadstoffe frei. CO2 wird nachgesagt als Treibhausgas für die globale Erderwärmung verantwortlich zu sein. Mit der Nutzung einer Photovoltaikanlage und der Erhöhung des Eigenverbrauchs verbessern Sie Ihre persönliche CO2-Bilanz. Mit jeder kWh an Eigenverbrauch und an Überschuss schützen Sie somit die Umwelt und helfen aktiv die globale Erderwärmung zu reduzieren.
Aber nicht nur das. Sie tragen auch maßgeblich zur Sicherheit von Mensch und Natur bei. Spätestens seit Tschernobyl und Fukushima wissen wir, wie gefährlich Atomreaktoren sind. Die Nutzung von Kernenergie birgt ein hohes Sicherheitsrisiko mit unvorhersehbaren Folgen für die Umwelt und der darin lebenden Menschen in sich. Mit der Nutzung von Solarstrom schützen Sie daher nicht nur die Umwelt, sondern tragen auch zur Sicherheit von Mensch und Natur bei.
Unabhängigkeit (Autarkie) durch PV-Strom
Freiheit und Unabhängigkeit sind Werte, die wir nicht missen wollen und die wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Zumindest dort, wo wir erkennen, dass sie in Gefahr sind, unterlaufen zu werden. Durch die Liberalisierung des Strommarkts und die Öffnung für private Anbieter haben wir auch auf dem Gebiet der Stromversorgung ein großes Maß an (Entscheidungs-) Freiheit erlangt.
Doch sind wir tatsächlich vollständig unabhängig, nur weil wir uns für den einen oder anderen Stromanbieter entscheiden können? Und wenn nein, welche Auswirkungen hat die Nutzung von PV-Anlagen und die Steigerung des Eigenverbrauchs darauf, die Autarkie von Stromversorgern zu erhöhen?
Hier die Antworten.
Solange Sie den Strom aus dem Netz beziehen, egal, von welchem Anbieter, sind Sie weiterhin von einigen Faktoren abhängig. Die Strompreispolitik des jeweiligen Anbieters, die Netzstabilität und die Rohstoffpreise auf den globalen Finanzmärkten, sowie das Angebot und die Nachfrage an den Strombörsen sind nur einige Beispiele.
Indem Sie Ihren PV-Strom selbst erzeugen und verbrauchen, sind Sie wirklich unabhängig. Egal, wie hoch die Rohstoff- oder Strompreise an den Börsen sind oder ob das Stromnetz gerade ausfällt, Ihre Kosten sind stabil und Sie sitzen nicht im Dunkeln. Und je mehr des selbst produzierten PV-Stroms Sie selbst verbrauchen, desto unabhängiger sind Sie.
Ein weiterer Vorteil, wenn Sie Ihren PV-Strom selbst verbrauchen – die Netzstabilität
Wird an einem stark windigen Tag eine große Menge an Windstrom erzeugt und zusätzlich zur normalen Strommenge ins Netz eingespeist, kann es zur Überlastung und zum Ausfall kommen. Solange die Netze nicht entsprechend ausgebaut und intelligent gesteuert werden, wird sich daran nichts ändern. Doch das betrifft Sie als Betreiber einer PV-Anlage nicht oder nur zu einem bestimmten Ausmaß (abhängig von der Höhe Ihres Eigenverbrauchs und der Menge an Strom, den Sie aus dem öffentlichen Netz beziehen).
Durch eine Photovoltaikanlage sorgen Sie dafür, die Netzstabilität zu verbessern. Indem Sie Ihren Strom selbst erzeugen und verbrauchen, entlasten Sie das Netz.
Sie kennen jetzt die Vorteile einer Erhöhung des Eigenverbrauchs von PV-Strom und die Frage, ob es sich lohnt, den Photovoltaik-Eigenverbrauch zu erhöhen, scheint mir auch beantwortet zu sein.
Sollten Sie sich nicht sicher sein, wie das in Ihrem Fall aussieht oder noch Fragen dazu haben, rufen Sie uns unter +43 2247 21760 an und vereinbaren Sie ein Gespräch mit unseren Spezialisten.
Wir klären gerne alle Fragen zum Thema Photovoltaik-Eigenverbrauch, aber auch jede andere Frage zum Thema Photovoltaik, mit Ihnen ab.
Sehen wir uns jetzt im zweiten Teil des Artikels an, wie Sie den PV-Strom-Eigenbedarf erhöhen können.
Wie kann ich meinen Eigenverbrauch steigern?
Je höher der Eigenverbrauchsanteil, desto wirtschaftlicher ist die eigene Photovoltaikanlage, da weniger Strom aus dem Netz bezogen werden muss. Um Ihre PV-Anlage also maximal wirtschaftlich zu betreiben, müssen Sie so viel wie möglich von Ihrem selbst erzeugten PV-Strom verbrauchen. Ich zeige Ihnen infolge 5 Möglichkeiten auf, mit denen Sie den Eigenverbrauch steigern können.
- Integration eines Stromspeichers in die PV-Anlage
- Ausrichtung Ihrer Photovoltaikanlage
- Versorgung der Wärmepumpe mit PV-Strom
- Warmwasserproduktion mittels PV-Strom
- Gezielte Gerätenutzung und Gerätesteuerung
- Laden eines Elektroautos mit PV-Strom
- Implementierung intelligenter Steuerung durch Energiemanagementsysteme
Jede einzelne dieser Maßnahmen hilft Ihnen dabei, mehr PV-Strom selbst zu verbrauchen. Durch die Kombination mehrerer oder aller Maßnahmen holen Sie ein Maximum an Eigenverbrauch aus Ihrer Photovoltaikanlage heraus.
5 Wege, um den Eigenverbrauch Ihrer Photovoltaikanlage zu erhöhen
PV-Anlagen decken in der Regel den Eigenverbrauch nie zur Gänze ab. Das liegt daran, dass sich der Zeitpunkt des Strombedarfs nicht immer mit der Stromerzeugung einer Photovoltaikanlage deckt.
Nachts erzeugt eine Photovoltaikanlage überhaupt keinen Strom und auch tagsüber kann die Stromproduktion durch Schlechtwetter, Bewölkung oder Verschattung erheblich schwanken. Die Lösung für dieses Problem: Erhöhen Sie den Eigenverbrauch durch einen zusätzlichen Batteriespeicher, der den überschüssigen Solarstrom zwischenspeichert und Ihnen dann zur Verfügung steht, wenn Sie ihn brauchen.
Integration eines Stromspeichers in die PV-Anlage
Die Integration eines Stromspeichers ist eine geeignete Maßnahme zur Steigerung Ihres Eigenverbrauchsanteils. Während der Stromüberschuss ohne Batteriespeicher ins Netz abgegeben wird, steht dieser durch den Speicher für den späteren Konsum zur Verfügung. Nämlich dann, wenn die PV-Anlage weniger oder keinen Strom erzeugt. Dadurch werden Versorgungsengpässe, in denen sonst Strom aus dem Netz bezogen werden müsste, geschlossen.
Ist die Integration eines Stromspeichers rentabel?
Noch vor wenigen Jahren waren die Preise für Stromspeicher sehr hoch, sodass ihr Betrieb nicht wirtschaftlich war. Die erhöhten Produktionszahlen und eine intensive Forschung und Weiterentwicklung des Produktionsprozesses haben die Preise in der letzten Zeit jedoch stark reduziert, sodass sich die Anschaffung und Integration der Batteriespeicher mittlerweile lohnt. Ob dies bei Ihrer Photovoltaikanlage der Fall ist, errechnen Ihnen gerne unsere Spezialisten. Rufen Sie uns unter +43 2247 21760 an und vereinbaren Sie ein informatives Gespräch.
Info: Meist gibt es staatliche Förderungen, womit Sie die Investitionskosten des Stromspeichers verringern können. Eine Übersicht über aktuelle Förderungen finden Sie hier: PV Austria
Ausrichtung Ihrer Photovoltaikanlage
Die Ausrichtung Ihrer Photovoltaikanlage ist die einfachste Möglichkeit Ihren Eigenverbrauch zu optimieren, vor allem dann, wenn die Ausrichtung der Anlage bereits in die Planung des Daches mit einbezogen werden kann. Bei der Installation einer PV-Anlage auf bereits existierenden Dächern ist eine optimale Ausrichtung oft nicht mehr möglich, da die Ausrichtung des Daches jene der PV-Module vorgibt.
Maximale Erträge erreichen Sie durch eine Süd-Ausrichtung. In Kombination mit einem Stromspeicher ist das eine gute Möglichkeit, den PV-Anlagen-Eigenverbrauch zu erhöhen. Ohne Batteriespeicher könnte eine Ost-West-Ausrichtung besser für Sie geeignet sein. Nämlich dann, wenn Ihr Stromverbrauch bzw. -bedarf morgens und abends am höchsten ist. Wie dem auch sei, unsere Spezialisten schnüren genau für Ihre individuelle Dachsituation das richtige PV-Paket.
Versorgung der Wärmepumpe mit PV-Strom
Wärmepumpen entziehen der Umgebungsluft Wärme und wandelt sie mittels Stroms in nutzbare Wärme um, welche zur Warmwasseraufbereitung, Warmwasserversorgung und zum Heizen verwendet werden kann. Daher ist die Verbindung von Photovoltaikanlage und Wärmepumpe eine weitere Möglichkeit zur Steigerung des Eigenverbrauchsanteils. Dadurch, dass überschüssiger Photovoltaikstrom zur Wärmepumpe geleitet wird, wird der Strombedarf der Wärmepumpe gedeckt und der Eigenverbrauch des Solarstroms erhöht sich weiter.
Gezielte Gerätenutzung und Gerätesteuerung
Die gezielte Nutzung von Haushaltsgeräten oder deren Steuerung durch eine Zeitschaltuhr ist eine weitere Möglichkeit, Ihren Eigenverbrauch zu optimieren. Nutzen Sie Haushaltsgeräte wie die Waschmaschine, den Wäschetrockner oder Geschirrspüler dann, wenn genügend Solarstrom zur Verfügung steht. Bei vielen modernen Geräten können Sie mit einer Zeitschaltuhr einstellen, dass diese beispielsweise gezielt in den Mittagsstunden eingeschaltet werden, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist.
Vorsicht! Sollten Sie zu den Zeiten, an denen Sie die Geräte nutzen, nicht zuhause sein, klären Sie im Vorfeld ab, ob Ihre Versicherung bei einem Schadensfall (z. B. Wasserschaden) die Haftung übernimmt. Übernimmt die Versicherung die Haftung nicht, bleiben Ihnen die Möglichkeiten, die Versicherung zu wechseln oder auf die Erhöhung des Photovoltaik-Eigenverbrauchs durch die Gerätesteuerung mit Zeitschaltuhr zu verzichten.
Implementierung intelligenter Steuerung durch Energiemanagementsysteme
Die intelligente Steuerung durch Energiemanagementsysteme ist die „logische“ Erweiterung der gezielten Gerätesteuerung durch Automatisierung, auch „Smart Home“ genannt. Verfügen Ihre Haushaltsgeräte über geeignete Adapter, können diese bei einem Stromüberschuss Ihrer PV-Anlage durch das Energiemanagementsystem angesteuert und mit Energie versorgt werden.
Intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, welche im Kommunikationsnetz von Energiemanagementsystemen integriert sind sowie die Einbeziehung von Wetterprognosen, sorgen dafür, dass der Eigenverbrauch von PV-Strom weiter gesteigert werden kann.