Was ist graue Energie und wie viel davon steckt in einem Photovoltaik-Modul?

Immer wieder bekommen wir die Frage gestellt, was graue Energie ist und wie viel davon in einem Photovoltaik-Modul steckt. Daher möchte ich Ihnen heute ein wenig über graue Energie im Allgemeinen und im Zusammenhang mit Photovoltaik im Speziellen erzählen.

Beginnen wir damit, uns anzusehen, was die sogenannte „graue Energie“ ist.

Inhaltsverzeichnis

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Autor: Dipl.-Ing. Rudolf Raymann

100% Eigentümer der raymann kraft der sonne photovoltaikanlagen gmbh. Absolvent der Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität Wien. Erfahrung im Bereich der Erneuerbaren Energien seit 1999. Jahrelange Erfahrung in der Dachbranche. Erster geprüfter Photovoltaiktechniker und Planer in Österreich 2006. Energieberater. Prüfer und Vortragender an der Donauuniversität. Vortragender an der Technischen Universität Wien und an der Wirtschaftsuniversität Wien, etc.

Was ist graue Energie?

Zunächst möchte ich Ihnen die Bedeutung von grauer Energie näherbringen, indem ich erkläre, um was es sich bei dieser Art von Energie handelt und was diese mit Photovoltaik zu tun hat.

Graue Energie ist der Energiebedarf bzw. jene Energiemenge in Kilowattstunden, der/die vor dem Kauf eines Produktes oder der Inanspruchnahme einer Dienstleistung entsteht, ohne dieses Produkt oder die Dienstleistung tatsächlich zu nützen.
Graue Energie inkludiert jenen Energiebedarf, der für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und zu guter Letzt auch die Entsorgung eines Produktes benötigt wird.

Doch auch andere Faktoren, wie die Vorprodukte bis hin zur Rohstoffgewinnung, werden bei der grauen Energie berücksichtigt und schlussendlich zur Energiemenge aller Produktionsprozesse (wie zum Beispiel die Herstellung) hinzugerechnet.
Ein weiterer Punkt, der hierbei nicht vergessen werden darf, ist die Verwendung von Maschinen zur Herstellung eines Produktes oder bei der Bereitstellung einer Dienstleistung und die Auswirkungen auf unsere Umwelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Graue Energie ist die Summe der Primärenergien, die für die Bereitstellung eines Produktes (oder einer Dienstleistung) sowie deren Entsorgung aufgewendet werden.

Ein Beispiel für den alltäglichen Verbrauch von grauer Energie:

Bei vielen Alltagsgegenständen würde man nie vermuten, wie hoch der Energieverbrauch in Bezug auf graue Energie tatsächlich ist. Um Ihnen zu zeigen, wie viel graue Energie wir tagtäglich verbrauchen, habe ich im Folgenden ein paar Beispiele für Sie zusammengestellt.

Die beliebte Schokolade

Jeder kennt sie und die meisten haben auch eine Tafel Schokolade zu Hause. Um diese eine Tafel zu Hause genießen zu können, verbraucht man etwa 0,25 Kilowattstunden (kWh) an grauer Energie. Mit der gleichen Menge an Energie könnten Sie ungefähr 22-mal Reis kochen.

Auch die herkömmliche Jeans benötigt jede Menge Kilowattstunden (kWh) an grauer Energie. Nämlich über 4o kWh. Diese Energiemenge würde wiederum reichen, um 290 Stunden fernzusehen. Das ist schon eine Menge, finden Sie nicht?

Hierbei handelt es sich um einen hohen Energiebedarf an grauer Energie. Bei einem Einfamilienhaus mit rund 100 Quadratmetern Wohn- bzw. Nutzfläche werden insgesamt 140.000 kWh graue Energie benötigt, bis eine Familie einziehen kann. Denn bei einem Einfamilienhaus werden viele Ressourcen, Materialien und unterschiedlichste Bauteile, welche ihrerseits graue Energie verursachen, für die Herstellung benötigt.

Die 140.000 Kilowattstunden würden ausreichen, um eine fünfköpfige Familie in einem Gebäude für knapp 35 Jahre mit Strom zu versorgen.
Im Wohnbau ist in Bezug auf die graue Energie folgendes zu beobachten: Streusiedlungen benötigen im Vergleich zu verdichteten Wohnbauformen extrem viel an grauer Energie. 70 Prozent der aufgewendeten Kilowattstunden gehen in die Erschließung durch Straßen und Infrastruktur. Der Energiebedarf zur Herstellung von Einfamilienhäusern ist daher wesentlich höher als jener von Doppel- oder Dreifachhäusern.

Graue Energie im Zusammenhang mit Photovoltaik

Nun haben wir die Bedeutung der grauen Energie oder auch Primärenergie erfasst. Doch wie sieht das Ganze im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen aus?
Auch bei Photovoltaik-Anlagen entsteht logischerweise bei der Herstellung und Co. graue Energie.

Wie lange benötigt eine Photovoltaik-Anlage, um diese Energie zurückzuspielen?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Photovoltaik-Anlagen in Mitteleuropa ca. 2 Jahre benötigen, um die verbrauchte graue Energie zu amortisieren.
Jedoch darf man nicht vergessen, dass einige Faktoren bei der Amortisation der Energie in Kilowattstunden mitspielen.

Zum Beispiel sind die Leistungsfähigkeit und die Stärke der Photovoltaik-Anlage wichtige Faktoren. Denn, je größer Leistungsfähigkeit und Stärke sind, desto weniger Fläche benötigt das Modul, um denselben Energiebedarf in kWh zu decken.

Um den Energiebedarf an grauer Energie in Bezug auf Photovoltaik-Anlagen zu minimieren, sollten Sie Anlagen kaufen, die klimaneutral hergestellt werden. Also jene Photovoltaik-Anlagen, die in Unternehmen produziert werden, die selbst mit Photovoltaik arbeiten.
Somit sparen Sie sich und der Umwelt schon einen erheblichen Energiebedarf an grauer Energie.

Unser Fazit

Bei grauer Energie handelt es sich die Summe der Primärenergien, die vor dem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung verbraucht wird. Die Primärenergie oder graue Energie besteht aus mehreren Faktoren, wie die Herstellung von Bauteilen und Produkten, der Transport, die Lagerung, der Verkauf und die letztliche Entsorgung des Produktes. Allein Produkte wie Jeans und Schokolade, die mehr oder weniger jeden Tag genützt oder konsumiert werden, verbrauchen jede Menge Primärenergie. Auch der Bau von Wohnbauten, wie Einfamilienhäuser, brauchen schon vor dem Einzug viel von der grauen Energie. Natürlich entsteht auch bei der Produktion von Photovoltaik-Anlagen und deren Bauteilen eine Menge an Primärenergie. Diese kann jedoch verringert werden, indem man die Photovoltaik-Anlage bei einem Unternehmen kauft, das selbst Photovoltaik für die Herstellung verwendet.
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